Literatur

Donnerstag, 12. Mai 2022 | 20:00 Uhr

Erwin Riess

„Herr Groll und die Wölfe von Salzburg“

LESUNG: Erwin Riess (Wien) „Herr Groll und die Wölfe von Salzburg“, Roman (Otto Müller Verlag 2021)                                                             

Dringende Ermittlungen führen Groll und seinen Gefährten, den Dozenten, nach Salzburg und ins Innergebirg bis nach Werfen. Zu Beginn der Festspiele erklärt eine radikal-ökologische Gruppe der umweltvernichtenden Großindustrie und dem Luxuskonsum den Krieg. Eine heiße Spur führt in die Vergangenheit, in die Blütezeit erzbischöflicher Herrschaft. Der Roman verknüpft gekonnt Salzburgs Gegenwart und Geschichte zu einem furiosen Finale.

                     Gemeinschaftsveranstaltung mit der Geschichtswerkstatt

Zum Buch:

Dringende Ermittlungen führen Groll und seinen Gefährten, den Dozenten, nach Salzburg. Die Mutter des Dozenten, Fabrikantin und Festspielliebhaberin, vermisst ihren langjährigen Freund, einen Engländer, der im Vorstand eines weltumspannenden Rohstoffkonzerns sitzt. Sie befürchtet eine Entführung. In der Woche vor Beginn der Festspiele ereignen sich Seltsames: Sowohl im Innergebirg, in Werfen und Golling, als auch in der Stadt Salzburg tauchen am Domplatz, am Schloss Leopoldskron und an anderen touristischen Hotspots lebensgroße Puppen auf. Sie tragen englische Sakkos, manche sind ohne Kopf, aber alle haben ein „Salzburg Manifesto“ bei sich. Eine radikal-ökologische amerikanische Gruppe namens „Deep Green Revolution“ erklärt der umweltvernichtenden Großindustrie und dem Luxuskonsum den Krieg. Während das Festspielpublikum und die Medien noch rätseln, ob es sich um eine Werbeaktion der Festspiele handeln könnte, tauchen übel zugerichtete menschliche Leichen auf. Panik breitet sich in der Stadt aus. Die Behörden tappen im Dunkeln. Schließlich verschwindet auch noch die Mutter des Dozenten. Groll ermittelt fieberhaft und stößt auf eine heiße Spur, die tief in der Vergangenheit – in der Blütezeit erzbischöflicher Herrschaft – wurzelt.                                                                                                  
Ein Roman, der die Salzburger Gegenwart und Geschichte zu einem furiosen Finale verknüpft.

Rezension:

Sein Stil zeichnet sich durch hintersinnigen Witz und eine omnipräsente, bis zum Sarkasmus gesteigerte Abrechnung mit der Ignoranz der Gesellschaft aus (Wikipedia)

Zum Autor:

Nach der Schulzeit in Krems, Niederösterreich, studierte Riess an der Universität Wien Politik- und Theaterwissenschaft, wurde 1984 am Institut für Staatswissenschaft mit der Dissertation Ökonomische und staatliche Strukturen des österreichischen Kapitalismus im Aufriß zum Dr. phil. promoviert und arbeitete zunächst als Verlagslektor.

Nach einem Rückenmarkstumor selbst Rollstuhlbenutzer, engagiert er sich für die Anliegen behinderter Menschen in der Gesellschaft. Von 1984 bis 1994 war er wissenschaftlicher Referent für behindertengerechtes Bauen im österreichischen Wirtschaftsministerium. Er engagiert sich bei EUCREA, dem europäischen Netzwerk für Kreativität von und für Personen mit Behinderung.[1] 1998, 2000 und 2002 hatte er an der Universität Klagenfurt Gastprofessuren für Integrationspädagogik inne.

Seit 1994 lebt er als freier Schriftsteller. Bekannt wurde er als Theaterautor und Verfasser von absurden Kriminalromanen. 1998 war er Writer in Residence an der New York University. Er schreibt u. a. regelmäßig für die linken Zeitschriften Volksstimme und konkret[2] und in der linken Tageszeitung junge Welt, in der er unter dem Titel "Korrespondent Groll" regelmäßig aus Österreich berichtet.[3]

Erwin Riess, der seit 2007 in Wien und Kärnten lebt, engagiert sich auch politisch und kandidierte bei der Nationalratswahl 2017 für die KPÖ Plus.[4]

Stipendien und Auszeichnungen

Werk

Sein Stil zeichnet sich durch hintersinnigen Witz und eine omnipräsente, bis zum Sarkasmus gesteigerte Abrechnung mit der Ignoranz der Gesellschaft aus, der das Wort Barrierefreiheit unbekannt geblieben scheint. Seine Figur des Floridsdorfer Rollstuhlfahrers und Schiffsfanatikers Groll (in Erzählungen und mittlerweile fünf Romanen) kämpft in absurden Situationen gegen diese bei Architekten und Politikern gleichermaßen verbreitete Blindheit an. Es ist jedoch nicht der Behinderung der Hauptperson geschuldet, dass die seltsamen Aufträge, die Groll vom in New York domizilierten Italiener Giordano erhält, jeweils desaströs enden: Vielmehr lässt sich an den Geschichten beobachten, wie ein einzelner mit Humor und vor allem unerschöpflicher Ausdauer gegen das unfaire Wüten des Schicksals angeht und sich im Hindernislauf des Alltags behauptet.

Werke

·  Kuruzzen. Ein Stück, 1993.

·  Herr Groll erfährt die Welt. Im Rollstuhl durch gelähmte Zeiten. Erzählungen, 1996.

·  Giordanos Auftrag. Roman, 1999.

·  Herr Grillparzer faßt sich ein Herz und fährt mit einem Donaudampfer ans Schwarze Meer. 2000.

·  Heimatkunde Österreich. Essays, 2003.

·  Stücke 1994-2004. Theaterstücke, 2004.

·  Der letzte Wunsch des Don Pasquale. Roman, 2006.

·  Herr Groll auf Reisen. Erzählungen, 2008.

·  Herr Groll und der rote Strom. Roman, Otto Müller Verlag, Salzburg 2010, ISBN 978-3-7013-1170-5.

·  Herr Groll im Schatten der Karawanken. Ermittlungen in Kärnten. Roman, Otto Müller Verlag, Salzburg und Wien 2012, ISBN 978-3-7013-1192-7.

·  Herr Groll und das Ende der Wachau, Roman, Otto Müller Verlag, Salzburg und Wien 2014, ISBN 978-3-7013-1221-4.

·  Herr Groll und die Stromschnellen des Tiber, Roman, Otto Müller Verlag, Salzburg und Wien 2017, ISBN 978-3-7013-1254-2.

·  Herr Groll und die Donaupiraten, Roman, Otto Müller Verlag, Salzburg und Wien 2019, ISBN 978-3-7013-127

 

Erwin Riess, Schriftsteller und Behindertenaktivist

»Nothing about us without us«, so lautet der Grundsatz der Selbstbestimmt Leben Bewegung, die sich für die Rechte beeinträchtigter Menschen einsetzt. ›Behinderung‹, das ist eine soziale und kulturelle, eine sich historisch wandelnde Konstruktion. Es gibt keinen einheitlichen Begriff von ›Behinderung‹, allerdings vielfältige Prozesse von Exklusion, die Menschen mit differierenden körperlichen, kognitiven und sensorischen Leistungsfähigkeiten betreffen. Gesellschaftliche Teilhabe und die mediale und demokratiepolitische Repräsentation von Menschen mit Beeinträchtigungen sind mit einer auch künstlerisch-literarischen Repräsentation sowie der Frage nach künstlerischer Partizipation eng verbunden.

In den kommenden Monaten wird sich Erwin Riess, Autor und Aktivist der autonomen Behindertenbewegung, in der Alten Schmiede in einem Autorenprojekt in mehreren Veranstaltungen mit der literarischen Repräsentation und Partizipation von Menschen mit Beeinträchtigungen beschäftigen. Den Auftakt machen zwei Abende: am 18. November mit den Wissenschaftlerinnen Julia Gebke und Julia Heinemann von der Research Group DisAbility Studies der Universität Wien, am 16. Dezember mit der Autorin Anna Mitgutsch. Die Veranstaltungen möchten das vielfältige Feld öffnen, das sich durch Literatur für die Rede über Beeinträchtigung eröffnet.

Eintritt: FREI!

       47 Jahre „Freier Zugang zu freiem Wort“ in St. Johann/Pg.

Seit 1974 werden in St. Johann Lesungen von deutschsprachigen Autorinnen und Autoren durchgeführt. Der Pionier und langjährige Veranstalter war der AHS/BHS-Lehrer Hans WITKE. Er hat die nötigen Kontakte geknüpft und auch die finanzielle Basis gelegt und prominente wie fast unbekannte AutorInnen zu Lesungen nach St. Johann geholt.

Parallel zu Witkes „spectrum“ und später „lesezeichen“ gab es in den frühen 80er-Jahren aber auch den Jugend-Kulturverein „signale“, der Lesungen durchführte und v.a. Newcomern eine Präsentationsmöglichkeit gab.

Nach dem Rückzug von Hans Witke übernahm ein Team um Annemarie Zierlinger diese Tradition, und von 2005 bis heute ist es die „kultur:plattform“, die konsequent weiterarbeitet und v.a. junge österrische Autor*innen einlädt. Besonders bemerkenswert sind die „Spoken-Word-Tage“ – ein Festival der Slam-Poetry - das seit 2013 durchgeführt wird und so in Österreich einzigartig ist.

Und über all diesen früheren und heutigen Veranstaltungen steht das Mottto:

FREIER ZUGANG ZU FREIEM WORT