Donnerstag, 27. September 2012 | 20:00 Uhr

Lesung ::: Anna Weidenholzer

Zum Buch: Was haben Miranda July, Markus Werner und Wilhelm Genazino gemeinsam? Maria hat Zeit. So sitzt sie tagsüber oft auf einer Bank am Platz vor der Kirche, beobachtet das Treiben dort, ein Kommen und Gehen, Leute, die Ziele haben und wenig Zeit. Die arbeitslose Textilfachverkäuferin kennt sich mit Stoffen aus, weiß, was zueinander passt, was Schwächen kaschiert und Vorzüge betont. In ihrem Fall ist das schwieriger: Welcher Vorzug macht ihr Alter vergessen für einen Markt, der sie nicht braucht? Alt ist sie nicht, aber ihr Leben läuft trotzdem rückwärts, an seinen Möglichkeiten, Träumen und Unfällen vorbei: Otto, den sie im Gemüsefach vergisst, Walter, den Elvis-Imitator von der traurigen Gestalt, der sie zur Witwe macht, Eduard, der mit einer anderen aus der Stadt zurückkehrt, ihre kleinere Schwester, die sosehr Mutter ist, dass sie Maria wie ein Kind behandelt. In solchen Geschichten um solche Menschen, liebenswert in ihrer skurrilen Versponnenheit, entwirft Anna Weidenholzer ein Bild von einer Frau am Rande der Gesellschaft. Und das ist immer noch mitten im Leben. Der Winter tut den Fischen gut, Roman, Residenz Hardcover, 250 Seiten erscheint Anfang September 2012 PRESSESTIMMEN Anna Weidenholzer schreibt in kühlen, sich distanzierenden Sätzen, die dennoch anheimelnd gefühlvoll sind. Direkt, ohne Schnörkel. Ihre Arabesken sind ihre Personen. (Martina Bauer, FM4) Diese Sammlung penibel ausgefeilter Prosa rund um schrullige Provinzcharaktere, deren Rituale und Lebenspotenziale die Autorin liebevoll ausdeutet, ist eine höchst bemerkenswerte Talentprobe. (Roland Steiner, Buchmagazin Literaturhaus Wien zum Erzählband „Der Platz des Hundes“) Geschickt seziert die in Wien lebende Linzerin in einfacher, klarer Sprache die Beziehungen zwischen den direkt aus dem Leben gegriffenen Figuren und deren mehr oder weniger zufällige Verbindungen zueinander messerscharf als Geflecht von aus allen sozialen Schichten stammenden Menschen, die oft an Einsamkeit, Ziellosigkeit und der Unfähigkeit, Entscheidungen für ihr Leben zu treffen, leiden. Der Trott des Alltags hält die Protagonisten fest im Griff. Träume bleiben Träume. Umwege gehen sie alle und meinen doch, sie gingen keine. Ein bemerkenswertes Debüt. (Lukas Luger, Oberösterreichische Nachrichten)

Eintritt
Frei