Donnerstag, 25. Januar 2018 | 20:00 Uhr

Franz Kabelka - Kaltviertel

Lesung Franz Kabelka KLAPPENTEXT für KALTVIERTEL Frieda Prohaska, Journalistin beim Wochenmagazin opinion, ist schwanger. Nur blöd, dass das Kind nicht von ihrem Lebensgefährten Leo stammt, sondern das Ergebnis eines One-Night-Stands ist. Um sich darüber im Klaren zu werden, wie sie mit der Situation umgehen soll, zieht sich Frieda in ihr Elternhaus nach Penzdorf, eine Waldviertler Gemeinde, zurück. Dort herrscht gerade Krieg: Bürgermeister Kastner will einen Windpark errichten lassen, alle anderen Parteien und eine Bürgerinitiative kämpfen dagegen an. Als der Bürgermeister tot in einer Höhle aufgefunden wird, beginnen Chefinspektor Wabitsch und seine Kollegin Schweighofer vom LKH ihre Ermittlungen. Die Polizisten vernehmen gerade alle für den Mord in Betracht Kommenden, als sich der scheinbare Täter erhängt und der Fall damit als gelöst gilt. Doch dann erhält Frieda unerwartete Post aus dem hohen Norden … Franz Kabelka: EXPOSÉ zu Kaltviertel Kaltviertel behandelt einerseits das im österreichischen Waldviertel zurzeit sehr kontroversielle Thema Windkraft, andererseits das Schicksal einer bäuerlichen Familie in den 1970er-Jahren, die ein Leben wie die alten Germanen führt und von der Dorfgemein¬schaft geächtet wird. Der brutale Missbrauch der zwei Söhne wird viele Jahre später zur kriminellen Triebfeder für einen der beiden. Ein weiterer Erzählstrang beschäftigt sich anlässlich der Schwangerschaft der vierzigjährigen Protagonistin Frieda Prohaska mit dem Thema Kinder mit Downsyndrom. Schauplatz des Geschehens ist zu 90 % der Norden Österreichs, insbesondere das fiktive Waldviertler Dorf Penzdorf, wo alle Fäden zusammenlaufen. Einige Kapitel spielen auf der griechischen Insel Samos und in Schweden, wohin die drangsalierte Außenseiterfamilie ausgewandert ist. In Kaltviertel wird aus mehreren Perspektiven erzählt: Erstens aus der Sicht eines Missbrauchopfers, des ca. 50-jährigen Malers Gunnar Vedén (alias Gunther Aiff), der aus Österreich stammt und nach Schweden ausgewandert ist. Gunnar stellt von Anfang an klar, dass er sich an den seinerzeitigen Tätern – insbesondere an Ernst Kastner – zu rächen gedenkt, und der Leser erfährt die Leidensgeschichte der Aiffs und die Geschehnisse am „Germanenhof“ Thorgard in Form von Erinnerungen und Reflexionen, die immer wieder in den Text eingeschoben sind. Gegen Schluss des Romans spielt Gunnar seine Aufzeichnungen der Journalistin und „Seelenverwandten“ Prohaska als Manuskript zu. Die Perspektive Frieda Prohaskas: Die Journalistin – sie hatte bereits in meinem letzten Roman Gesundes Gift eine tragende Rolle inne – kehrt von einer Recherche in Indien schwanger in ihr Waldviertler Heimatdorf zurück und ist vorerst mit ihrer ungewohnten Befindlichkeit und dem Unfalltod ihres „Lebensabschnittspartners“ Leo beschäftigt, ehe sie beginnt, für die Wiener Wochen¬zeitschrift opinion zum aktuellen „Kampfthema“ Windenergie zu recherchieren. Aus ihrem Blickwinkel wird auch die weithin tabuisierte Abtreibung von Kindern mit Downsyndrom beleuchtet. Karli „Kater“ Lutz, ein Kind mit Trisomie 21 und künstlerisch begabter Neffe Friedas, spielt außerdem eine aktive Rolle bei der persönlichen Entwicklung der Journalistin und der Lösung des Kriminalfalls. Weitere Perspektiven (Amtsleiter Sepp Rametsteiner, die Bürgermeistergeliebte Hilde Kainz, der politische Konkurrent Gottfried Gerstl etc.) vermitteln, wie gespalten die Penzdorfer hinsichtlich des in ihrem Gemeinderat verhandelten Energiethemas sind bzw. welche Einstellung einzelne Dorf¬bewohner gegenüber Bürgermeister Kastner haben, der erschlagen aufge¬funden wird. Dass das verheiratete Mordopfer im Dorf gleich zwei Geliebte hatte, erweitert den Kreis der Tatverdächtigen beträchtlich. Mit Ende der Ermittlungen seitens der beiden Kriminalbeamten Wabitsch und Schweighofer scheint der Fall gelöst, ehe der Epilog eine überraschende Wendung bringt. Wenn sich dieser Roman auch mit durchwegs ernsten Themen befasst, sind doch weite Teile durch einen ironisch-kauzigen Grundton gekennzeichnet, wie er schon meinen bisherigen Krimis eigen war. Dies gilt vor allem für jene Passagen, in denen Chefinspektor Wabitsch und seine Kollegin Hanni Schweighofer ermitteln. Der Verortung im ländlichen Niederösterreich entsprechend sind direkte Reden mit Austriazismen durchsetzt, wie überhaupt dem regionalen Ambiente durch Anekdoten und ironische Bezüge auf „Kraftorte“ im – laut Tourismuswerbung – „mystischen Waldviertel“ viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. BIO-BIBLIOGRAPHIE von FRANZ KABELKA * geb. 1.10.1954 in Linz, aufgewachsen in Perg und Arbing, OÖ * 1973 Matura am BRG Steyr * 1974-79 Studium der Germanistik und Anglistik in Salzburg und Dublin; Beginn der schriftstellerischen Tätigkeit, Mitarbeit bei der Literaturzeitschrift projektIL und im ORF als Textautor * seit 1981 AHS-Lehrer und freier Schriftsteller in Feldkirch / Vorarlberg * verheiratet, zwei Töchter * Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung, von Literatur Vorarlberg und krimiautoren.at PREISE / AUSZEICHNUNGEN * 1. Preis beim Prosapreis Brixen-Hall 2003 * insgesamt vier Literaturstipendien der Länder OÖ und Vorarlberg * Reisestipendium der österreichischen Bundesregierung 2013 BUCHPUBLIKATIONEN Schneller als Instant Coffee. Gedichte. Verlag G. Grasl, Baden bei Wien 1996 Heimkehr. Kriminalroman. Haymon-Verlag, Innsbruck 2004 Auszeit. Reflexe und Reflexionen. Hämmerle Verlag, Hohenems Juni 2005 Letzte Herberge. Kriminalroman. Haymon-Verlag, Innsbruck 2006 Dünne Haut. Kriminalroman. Haymon-Verlag, Innsbruck 2008 Jemand anders. Kriminalroman. Haymon-Verlag, Innsbruck 2011 Die Muschel. Geschichten von Reisen und Zeitreisen. Edition moKKa, Wien 2013 Gesundes Gift. Roman. Styria Verlag, Wien 2014

Eintritt
Frei